Strom im Bad – welche Gefahren lauern tatsächlich?

Strom im Badezimmer - eine Frau föhnt sich die Haare

Damit der Föhn im Bad weiterhin solche Dienste leisten kann, sollten Sie unsere Tipps beherzigen.

Dass sich Strom und Wasser nicht sonderlich gut miteinander vertragen, dürfte für Sie keine Neuigkeit sein. Deswegen ist vor allem im Badezimmer Vorsicht geboten, da sich Strom und Wasser in kaum einem anderen Raum im Haushalt so nahekommen. Doch ist das wirklich so gefährlich? Müssen wir mit elektrischen Geräten im Badezimmer wirklich vorsichtig sein, oder sind die modernen Geräte heutzutage nicht sowieso vor Wasser geschützt? Wir klären auf, welche Gefahren tatsächlich lauern – und wie Sie sich vor diesen schützen können.

Kann Strom im Bad gefährlich werden?

Die reiche, junge Schönheit nimmt genüsslich ein Bad, während sich der Bösewicht von hinten anschleicht – und hinterlistig einen Föhn ins Wasser gleiten lässt. Funken sprühen, das Wasser beginnt zu brodeln und zu qualmen, die Sicherung springt raus, es wird dunkel. Wenig später geht das Licht wieder an – und die ehemalige Schönheit liegt leblos im Wasser, während der Fiesling mit dem gestohlenen Schmuck entkommt. So oder so ähnlich kennt man es aus zahlreichen Büchern und Filmen. Doch entspricht das der Realität? Kann Strom im Badezimmer tatsächlich gefährlich werden – im schlimmsten Falle sogar tödlich?

Fakt ist: Im Badezimmer ist die Gefahr eines Stromschlages deutlich größer als anderswo. Die hohe Luftfeuchtigkeit, das Barfußlaufen und die nasse Haut nach dem Duschen verringern den Widerstand und erleichtern so den Stromfluss durch den menschlichen Körper. Potenziell ist die Gefahr eines Stromschlages im Bad also gegeben und durchaus als gefährlich einzustufen.

Drei Schutzbereiche im Badezimmer

Deswegen gelten im Bad besondere Vorsichtsmaßnahmen. Bei der Installation von elektronischen Geräten und Komponenten wie etwa Steckdosen und Lampen wird darauf geachtet, gewisse Schutzbereiche zu den Wasserquellen, also zu Dusche, Wanne und Waschbecken, freizuhalten. Sollten Sie Ihr Haus also von Grund auf neu planen oder Ihr Badezimmer umfassend renovieren und neue Stromleitungen verlegen, müssen Sie hier besonders vorsichtig sein und sich bei der Positionierung an einige Schutzbereiche halten.

Schutzbereich 0 definiert den Raum innerhalb der Dusch- oder Badewanne. Wieso sollte hier Strom benötigt werden, fragen Sie sich? Für ein besonders angenehmes Baden kann es Teil Ihres Beleuchtungskonzeptes sein, Leuchten in der Badewanne zu installieren. Das Licht wird durch das Wasser gedimmt und sorgt für eine einmalige Atmosphäre. Hier dürfen Sie nur Lampen mit einer Schutzkleinspannung von 12 Volt verwenden, darüber hinaus müssen sie mit dem Schutzgrad IPX8 gekennzeichnet sein. Der Schutzgrad bestimmt generell die Eignung von elektrischen Geräten in gewissen Umgebungen, das X steht hierbei für den Wasserschutz.

Schutzbereich 1 ist der Raum, der unmittelbar über oder unter Ihrer Dusch-, Badewanne oder des Waschbeckens liegt. Hier müssen Sie ebenfalls Lampen mit Schutzkleinspannung und Schutzgrad IPX7 verwenden.

Im Schutzbereich 2, der den Schutzbereich 1 um 60 Zentimeter in alle Richtungen erweitert, kommen die Lampen in der Regel nur noch mit Sprühwasser in Berührung. Daher ist bei diesen Leuchten der geringere Schutzgrad IPX4 ausreichend.

Außerdem muss sichergestellt sein, dass alle berührbaren Teile von leitfähigen Geräten in einen sogenannten Potenzialausgleich mit einbezogen werden. Dies sind vor allem die Leitungen in Ihrem Badezimmer, also Heizungsleitungen, Wasserleitungen und Gasleitungen. Diese werden über einen geerdeten Schutzleiter an die Haupterdungsschiene angeschlossen und nehmen so die Spannung von den Leitungen – damit Sie beim Berühren keinen Stromschlag bekommen. Wenn Sie sich an diese Bereiche und Normen halten, ist Ihr Badezimmer in diesen Fällen schon einmal sicher eingerichtet. 

Wo die Steckdosen im Badezimmer platzieren?

Steckdosen sind im Bad natürlich unverzichtbar. Glätteisen, elektrische Zahnbürste und Co. wollen ja auch betrieben und benutzt werden. Doch wo sollten Sie die Steckdose platzieren? Und welchen Schutz vor Wasser brauchen sie? Auf jeden Fall sollten Sie darauf achten, dass in Ihrem Sicherungskasten ein RCD-Schutzschalter (auch FI-Schutzschalter genannt) vor die Haushaltssicherung geschaltet ist. Falls nicht, ist ein nachträglicher Einbau unbedingt Pflicht und gesetzlich vorgeschrieben! Der Schutzschalter überprüft vereinfacht ausgedrückt, ob dieselbe Menge an Strom, die in den Verbraucher fließt, auch wieder zurückfließt. Er registriert dabei kleinste Unregelmäßigkeiten und schaltet den Strom im Zweifelsfall in Sekundenbruchteilen ab. Dies geschieht durch den Schutzschalter schneller als durch die übliche Haushaltssicherung, die für gewöhnlich nur die Stromleitungen vor einer Überlastung schützt, Sie oder Ihre Kinder und Haustiere aber nicht vor einem Stromschlag bewahrt.

Zudem müssen herkömmliche Steckdosen und auch Schalter außerhalb der Schutzbereiche positioniert werden, also mindestens 60 Zentimeter von jeder Wasserquelle entfernt. Für Steckdosen innerhalb der Schutzbereiche gibt es spezielle Modelle, die selbstverständlich ebenfalls die spezifischen Schutz-Anforderungen wie IPX8 erfüllen müssen. Sollte dennoch einmal Wasser in die Steckdosen gelangen, ist dies für Sie in der Regel nicht weiter gefährlich. Der RCD-Schutzschalter registriert den Unterschied, unterbricht die Stromversorgung – und sie müssen lediglich an Ihrem Sicherungskasten Schutzschalter und Sicherungen wiedereinsetzen. Unser Tipp für Sie: Umschließen Sie Ihre Steckdosen im Badezimmer bei Bedarf mit einem passenden Schrank oder nutzen Sie Steckdosen mit einer Wasserschutzklappe. So minimieren Sie das Risiko, dass die Steckdose mit Spritzwasser in Berührung kommt.

Was ist denn nun mit dem Föhn?

Doch wie sieht es nun mit strombetriebenen Kleingeräten wie Föhn, Glätteisen oder dem eingesteckten Smartphone aus? Können Sie diese in der Wanne gefahrenlos verwenden? All diese Geräte sind durch ein Netzteil mit einer Steckdose und damit dem RCD-Schutzschalter verbunden. Fällt der Föhn nun ins Wasser, sucht sich der Strom seinen Weg durch das Badewasser bis zu den Rohrleitungen, über die er dann in den Boden abgeleitet wird. Der RCD-Schalter bemerkt den Stromverlust über die Erde und schaltet den Strom blitzschnell ab. Da Sie aber beim Baden ebenfalls in dem Wasser sitzen, durch das der Strom fließt, sind Sie für wenige Millisekunden dem Strom ausgesetzt. Bereits 200 Millisekunden genügen, um Ihnen ernsthafte Verletzungen zuzufügen. In der Regel löst der RCD-Schalter bereits vorher aus und kappt den Strom – ein Restrisiko bleibt allerdings immer bestehen.

Wie die Situation enden kann, wenn Sie keinen RCD-Schutzschalter installiert haben, ähnelt in der Wirkung obigem Hollywood-Szenario – allerdings ohne die Spezialeffekte. Durch die Erdung der Badewanne entsteht im Badewasser selbst ein neuer Stromkreislauf, der Föhn läuft also auch unter Wasser munter weiter. Problematisch dabei: Sie sind im Wasser selbst Teil des Stromkreislaufes – und das endet trotz des relativ geringen haushaltsüblichen 50-Hertz-Stromes in den meisten Fällen tödlich!

Der RCD-Schutzschalter für maximale Sicherheit im Badezimmer

Sie merken also, ein Badezimmer ohne installierten Schutzschalter grenzt an grobe Fahrlässigkeit. Nicht umsonst ist dieser gesetzlich vorgeschrieben. Er hilft tatsächlich dabei, Leben zu retten. Dennoch raten wir Ihnen von der Benutzung von Föhn, Glätteisen und Co. in und auch nahe der Badewanne dringend ab, da Verletzungen dennoch möglich sind. Ziehen Sie bei Arbeiten im Badezimmer zur Sicherheit immer einen Experten zu Rate! Nur er kann Sie optimal beraten und auf mögliche Besonderheiten in Ihrem Badezimmer aufmerksam machen.

PS: Tablets, Smartphones und E-Reader können Sie in der Badewanne gefahrenlos benutzen, solange kein Ladekabel angeschlossen ist. Der eingebaute Akku ist zu schwach, um Ihnen beim Baden ernsthaften Schaden zuzufügen. Ob das unfreiwillige Baden Ihrem Smartphone oder Tablet guttut, steht allerdings auf einem anderen Blatt.